Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel
Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel

# März 2024: „Entschuldigung!“

Liebe Leserinnen und Leser,

…da kann ich mich nur entschuldigen.“ So ein Satz hört sich ja erstmal ver­bindlich und charakterstark an, doch im Nachklang erweist er sich als ir­gend­wie unstimmig: Um Ent­schul­digung können wir eben nur bitten, hoffen, dass sie vom Gegenüber gewährt wird. Sicher, es gibt viele alltägliche Situ­ationen, wo man schon damit rechnen darf, dass durch ein ernstgemeintes „Sorry“, „Pardon“ oder eben „Ent­schul­digung“ die meist versehentlich zuge­fügten Unannehmlichkeiten dann auch gern vergeben werden und wir nicht nachtragend sein sollten.

Wenn jemand seiner oder seinem Nächs­ten aber Schlimmes angetan hat, ist selbst die Bitte um Entschuldigung eine anmaßende Forderung. Die Opfer von Machtmissbrauch und sexua­li­sier­ter Gewalt, die schon genug an den seelischen und körperlichen Folgen des zugefügten Leides zu tragen haben, sollen die Täter und die, welche durch ihr nicht wahrnehmen (wollen) für vieles mitverantwortlich sind, ent­schul­digen? Das ist (zu) viel verlangt. Zu Recht wird von den Kirchen hier mehr Bereit­schaft zur konsequenten Aufklärung und Ahn­dung als intransparentes Harmonie­ge­baren erwartet.

Gerade wenn wir Vergebung als Kern­funk­tion christlichen Glaubens ernst nehmen, dürfen wir es uns damit nicht zu leicht machen. Ohne echtes Bereuen und Be­ken­nen ist keine Vergebung, kein Ent­schul­digen möglich. Solche „Bußfertigkeit“ passt nicht zum Image der Spaß­ge­sell­schaft, das sich auch die Kir­chen­gemeinden in den letzten Jahrzehnten gern angeeignet haben.

Darum macht es viel Sinn, als Ge­mein­de auch die Passionszeit sehr bewusst zu erleben, schlimmen Geschichten und Erinnerungen nicht aus dem Weg zu gehen, um dann auch wieder die Hoffnungsbotschaft teilen zu können.

So wie wir es dieses Jahr in be­son­de­rer Weise beim Feierabendmahl am Grün­­donnerstag versuchen wollen. Gemeinsam essen und trinken, den Geist des „Ur-Abendmahls“ erspüren mit Jesus Christus in unserer Mitte.

Dass uns das Teilen von Schwerem und Leichtem gelingt, wünscht
Ihr/Euer
Pastor Detlef Melsbach

Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel

# Dezember 2023: „Liebe, Frieden, Bethlehem…“

Liebe Leserinnen und Leser,

Weihnachten steht vor der Tür – weit­hin betitelt als „Fest der Liebe“. Viele Familien, Freunde und liebe Menschen kommen zusammen, um Weihnachten zu feiern – die Liebe Gottes zu uns Menschen in Jesus Christus. Die Engel auf den Feldern von Bethlehem ver­kündeten den Hirten: „Friede sei mit euch“. Doch nicht nur den Hirten. Wir stehen heute in einer Linie mit den Hirten damals, und mit ihnen ergeht auch an uns die Verkündigung des Friedens Gottes. Wie sehr haben wir diesen Frieden nötig!

Aktueller können Worte der Bibel kaum sein. Ich glaube, wir alle sehnen uns nach Frieden, der zurzeit so sehr bedroht ist und in weite Ferne gerückt zu sein scheint. Fassungslos stehen wir da und fühlen uns ohnmächtig an­ge­sichts der Gewalt im Nahen Osten, in der Ukraine und an vielen Orten unserer Welt. Frieden will gelebt werden, sonst ist er ein fauler Frieden. Er muss im Kleinen beginnen – bei uns selbst und un­serem persönlichen Umfeld. Friede braucht Platz in unserem Leben – in unseren Herzen. Wie können wir Frieden leben? Da hilft mir die Jahreslosung für das kom­mende Jahr 2024: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1. Kor. 16,14).

Die Jahreslosung gibt uns einen Hin­weis darauf, dass die Liebe Gottes und sein Frieden gelebt und umgesetzt werden wollen – hier und heute. Es geht darum, nicht wegzu­schauen, wenn Men­schen in Not ge­raten. Es geht darum, die Liebe umzusetzen in Taten, sie zu leben in unserem Miteinander. Wir können unsere Nächsten wert­schät­­zend be­han­deln und dort Unter­stützung anbieten, wo Menschen in Not geraten, kleine Zeichen für den Frieden in der Welt setzen – der sich ausbreiten kann, wo wir ihn tun.

Ihre und Eure
Prädikantin Regine Währer

Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel

# September 2023: „Danken“

Liebe Leserinnen und Leser,

der Erntedankgottesdienst ist auch in Zeiten zunehmender Distanzierung vom kirchlichen Sinnstiftungsangebot im­mer noch relativ gut besucht. Woran liegt das? An der auch mitten in der Stadt dörflich idyllisch geschmückten Kir­che, an der herzerwärmenden Beteiligung von Kindern und Mitarbeitenden aus unserer KiTa oder an der über die re­li­giösen und weltanschaulichen Gren­zen hinaus zugänglichen Bot­schaft, dass Dankbarkeit heilsam für das indi­viduelle und soziale Wohl­be­finden ist?

Für die besondere Spiritualität des Festes ist nicht entscheidend, wie üppig oder spärlich die Ernte tat­säch­lich ausgefallen ist, oder auch unab­hän­gig vom landwirtschaftlichen Kon­text: wie reich die Erträge unseres beruf­lichen, schulischen oder gesell­schaft­lichen Engagements sind. Gerade auch für weniges dankbar zu sein, zu begreifen, dass Misserfolge zwar zunächst un­er­freu­lich, dann aber auch höchst lehrreich sein können, ist eine leider auch in kirchlichen Kreisen zu­nehmend in Vergessenheit geratene Le­bens­kunst.

In der Geschichte vom dankbaren Sa­mariter (Lukas 17, 11-19) geht es darum, dass Jesus per Ferndiagnose und
-the­rapie zehn Menschen gleich­zeitig von einer schlimmen Hautkrankheit heilt, durch die sie jahrelang ge­sell­schaftlich isoliert waren. Nur einer der Geheilten kehrt zu Jesus zurück, um ihm überschwänglich zu danken. „Dein Glaube hat dir geholfen“ sagt Jesus ihm daraufhin, so als ob durch die Dankbarkeit der Heilungsprozess erst wirklich vollzogen wurde.

Dass es auch in beschwerlichen Zeiten gelingt, zur Dankbarkeit als heilsamer Lebenshaltung zurückzufinden, wünscht
Ihnen und Euch
Pastor Detlef Melsbach

Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel

# Juni 2023: „Holy Days“

Liebe Leserinnen und Leser,

eigentlich ja merkwürdig: die großen sommerlichen Holidays beginnen erst, nachdem die wichtigsten christlichen Feiertage („Holy days“), Ostern, Him­mel­fahrt, Pfingsten absolviert sind und wir kirchlicherseits eine „festlose“ Zeit ver­zeichnen. Das ist be­griffs­ge­schicht­lich natürlich zu erklären: Ferien oder Urlaubsansprüche im modernen Sinn gab es früher nicht; die einzige Ge­le­gen­heit zum Ausruhen von schwerer Arbeit waren die Sonn- und Feiertage, eben die holy days.

Bis heute sind ja durch Feiertage ver­längerte Wochen­enden beliebte Anlässe für Kurz­ur­lau­be. Für die Gottesdienste an solchen Feier­tagen müssen wir uns meist etwas be­son­deres einfallen las­sen, damit die Kirchen an holy days nicht leerer als an „normalen“ Sonn­ta­gen sind. Sind das nun Zeichen fort­schreitender „Säkularisierung“ (Ver­welt­lichung) oder vielleicht auch eine Chance, „Heiliges“ neu zu definieren? Was macht ge­lun­ge­nen Urlaub aus? Möglichst weit weg zu kommen, vieles zu entdecken, seine phy­sischen Grenzen in sportlicher oder kulinarischer Hin­sicht auszutesten oder möglichst kon­sequent abzuschalten und den stres­si­gen Alltag zu vergessen?

Manchmal stellen sich ja auch wohl­tu­ende Urlaubseffekte ein, mit denen wir so gar nicht gerechnet haben. Mit dem Heiligen ist es ähnlich, auch das lässt sich nicht kalkulieren. Und so kann unverhofft geschenkte, echte Erholung tatsächlich etwas sehr Heili­ges sein. In diesem, wohl besten Sinn des Wortes wünsche ich Euch und Ihnen gesegnete Holidays!

Pastor Detlef Melsbach

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