# Juni 2024: „Unterwegs mit Gott“
Liebe Leserinnen und Leser,
es gibt Worte, die prägen und begleiten ein Leben lang. Schon als Kinder bekommen wir Dinge gesagt, die aufrichten können und stärken, oder uns klein machen und niederdrücken. Kinder, die immer nur Negatives zu hören bekommen oder Abwertendes, können sich nicht richtig entwickeln. Wir Menschen brauchen gerade auf wichtigen Wegstrecken gute Worte und Zuspruch.
Die Konfirmation ist so ein Wegpunkt auf dem Weg ins Erwachsenenleben, ein wichtiger Termin für die Konfirmand*innen und ihre Familien. Im Vorfeld hatte sich jede*r Konfi einen Konfirmationsspruch ausgewählt, der ihn und sie begleiten soll auf dem weiteren Weg. Die Worte Gottes, die sich die Konfis ausgesucht haben, sprechen vor allem von Gottes großer Liebe zu uns Menschen und seiner Barmherzigkeit, aber auch von Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Frieden – beindruckende Worte. Als Gesegnete können die Konfirmierten nun ihren Weg gehen, beschützt und gehalten in Gottes Hand.
In den kommenden Wochen und Monaten werden sich viele von uns auf den Weg machen in den Urlaub oder die Ferien. Wir erkunden Neues oder lassen die Seele baumeln. Oder wir bleiben zuhause und genießen hier die Sommerzeit. Es tut gut, dafür um den Segen Gottes zu bitten. Sein Segen sagt uns, dass Gott mit uns unterwegs ist auf all unseren Wegen. Diesen Segen können wir einander zusprechen mit eigenen Worten oder wir leihen uns Worte aus bestehenden Segenssprüchen.
In einem alten irischen Reisesegen heißt es:
„Möge dein Weg dir freundlich entgegenkommen, möge der Wind dir den Rücken stärken. Möge die Sonne dein Gesicht erhellen und der Regen um dich her die Felder tränken. Und bis wir beide, du und ich, uns wiedersehen, möge Gott dich schützend in seiner Hand halten.“
In diesem Sinne allen eine gesegnete Sommerzeit.
Ihre und Eure
Regine Währer
# März 2024: „Entschuldigung!“
Liebe Leserinnen und Leser,
…da kann ich mich nur entschuldigen.“ So ein Satz hört sich ja erstmal verbindlich und charakterstark an, doch im Nachklang erweist er sich als irgendwie unstimmig: Um Entschuldigung können wir eben nur bitten, hoffen, dass sie vom Gegenüber gewährt wird. Sicher, es gibt viele alltägliche Situationen, wo man schon damit rechnen darf, dass durch ein ernstgemeintes „Sorry“, „Pardon“ oder eben „Entschuldigung“ die meist versehentlich zugefügten Unannehmlichkeiten dann auch gern vergeben werden und wir nicht nachtragend sein sollten.
Wenn jemand seiner oder seinem Nächsten aber Schlimmes angetan hat, ist selbst die Bitte um Entschuldigung eine anmaßende Forderung. Die Opfer von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt, die schon genug an den seelischen und körperlichen Folgen des zugefügten Leides zu tragen haben, sollen die Täter und die, welche durch ihr nicht wahrnehmen (wollen) für vieles mitverantwortlich sind, entschuldigen? Das ist (zu) viel verlangt. Zu Recht wird von den Kirchen hier mehr Bereitschaft zur konsequenten Aufklärung und Ahndung als intransparentes Harmoniegebaren erwartet.
Gerade wenn wir Vergebung als Kernfunktion christlichen Glaubens ernst nehmen, dürfen wir es uns damit nicht zu leicht machen. Ohne echtes Bereuen und Bekennen ist keine Vergebung, kein Entschuldigen möglich. Solche „Bußfertigkeit“ passt nicht zum Image der Spaßgesellschaft, das sich auch die Kirchengemeinden in den letzten Jahrzehnten gern angeeignet haben.
Darum macht es viel Sinn, als Gemeinde auch die Passionszeit sehr bewusst zu erleben, schlimmen Geschichten und Erinnerungen nicht aus dem Weg zu gehen, um dann auch wieder die Hoffnungsbotschaft teilen zu können.
So wie wir es dieses Jahr in besonderer Weise beim Feierabendmahl am Gründonnerstag versuchen wollen. Gemeinsam essen und trinken, den Geist des „Ur-Abendmahls“ erspüren mit Jesus Christus in unserer Mitte.
Dass uns das Teilen von Schwerem und Leichtem gelingt, wünscht
Ihr/Euer
Pastor Detlef Melsbach
# Dezember 2023: „Liebe, Frieden, Bethlehem…“
Liebe Leserinnen und Leser,
Weihnachten steht vor der Tür – weithin betitelt als „Fest der Liebe“. Viele Familien, Freunde und liebe Menschen kommen zusammen, um Weihnachten zu feiern – die Liebe Gottes zu uns Menschen in Jesus Christus. Die Engel auf den Feldern von Bethlehem verkündeten den Hirten: „Friede sei mit euch“. Doch nicht nur den Hirten. Wir stehen heute in einer Linie mit den Hirten damals, und mit ihnen ergeht auch an uns die Verkündigung des Friedens Gottes. Wie sehr haben wir diesen Frieden nötig!
Aktueller können Worte der Bibel kaum sein. Ich glaube, wir alle sehnen uns nach Frieden, der zurzeit so sehr bedroht ist und in weite Ferne gerückt zu sein scheint. Fassungslos stehen wir da und fühlen uns ohnmächtig angesichts der Gewalt im Nahen Osten, in der Ukraine und an vielen Orten unserer Welt. Frieden will gelebt werden, sonst ist er ein fauler Frieden. Er muss im Kleinen beginnen – bei uns selbst und unserem persönlichen Umfeld. Friede braucht Platz in unserem Leben – in unseren Herzen. Wie können wir Frieden leben? Da hilft mir die Jahreslosung für das kommende Jahr 2024: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1. Kor. 16,14).
Die Jahreslosung gibt uns einen Hinweis darauf, dass die Liebe Gottes und sein Frieden gelebt und umgesetzt werden wollen – hier und heute. Es geht darum, nicht wegzuschauen, wenn Menschen in Not geraten. Es geht darum, die Liebe umzusetzen in Taten, sie zu leben in unserem Miteinander. Wir können unsere Nächsten wertschätzend behandeln und dort Unterstützung anbieten, wo Menschen in Not geraten, kleine Zeichen für den Frieden in der Welt setzen – der sich ausbreiten kann, wo wir ihn tun.
Ihre und Eure
Prädikantin Regine Währer
# September 2023: „Danken“
Liebe Leserinnen und Leser,
der Erntedankgottesdienst ist auch in Zeiten zunehmender Distanzierung vom kirchlichen Sinnstiftungsangebot immer noch relativ gut besucht. Woran liegt das? An der auch mitten in der Stadt dörflich idyllisch geschmückten Kirche, an der herzerwärmenden Beteiligung von Kindern und Mitarbeitenden aus unserer KiTa oder an der über die religiösen und weltanschaulichen Grenzen hinaus zugänglichen Botschaft, dass Dankbarkeit heilsam für das individuelle und soziale Wohlbefinden ist?
Für die besondere Spiritualität des Festes ist nicht entscheidend, wie üppig oder spärlich die Ernte tatsächlich ausgefallen ist, oder auch unabhängig vom landwirtschaftlichen Kontext: wie reich die Erträge unseres beruflichen, schulischen oder gesellschaftlichen Engagements sind. Gerade auch für weniges dankbar zu sein, zu begreifen, dass Misserfolge zwar zunächst unerfreulich, dann aber auch höchst lehrreich sein können, ist eine leider auch in kirchlichen Kreisen zunehmend in Vergessenheit geratene Lebenskunst.
In der Geschichte vom dankbaren Samariter (Lukas 17, 11-19) geht es darum, dass Jesus per Ferndiagnose und
-therapie zehn Menschen gleichzeitig von einer schlimmen Hautkrankheit heilt, durch die sie jahrelang gesellschaftlich isoliert waren. Nur einer der Geheilten kehrt zu Jesus zurück, um ihm überschwänglich zu danken. „Dein Glaube hat dir geholfen“ sagt Jesus ihm daraufhin, so als ob durch die Dankbarkeit der Heilungsprozess erst wirklich vollzogen wurde.
Dass es auch in beschwerlichen Zeiten gelingt, zur Dankbarkeit als heilsamer Lebenshaltung zurückzufinden, wünscht
Ihnen und Euch
Pastor Detlef Melsbach
# Juni 2023: „Holy Days“
Liebe Leserinnen und Leser,
eigentlich ja merkwürdig: die großen sommerlichen Holidays beginnen erst, nachdem die wichtigsten christlichen Feiertage („Holy days“), Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten absolviert sind und wir kirchlicherseits eine „festlose“ Zeit verzeichnen. Das ist begriffsgeschichtlich natürlich zu erklären: Ferien oder Urlaubsansprüche im modernen Sinn gab es früher nicht; die einzige Gelegenheit zum Ausruhen von schwerer Arbeit waren die Sonn- und Feiertage, eben die holy days.
Bis heute sind ja durch Feiertage verlängerte Wochenenden beliebte Anlässe für Kurzurlaube. Für die Gottesdienste an solchen Feiertagen müssen wir uns meist etwas besonderes einfallen lassen, damit die Kirchen an holy days nicht leerer als an „normalen“ Sonntagen sind. Sind das nun Zeichen fortschreitender „Säkularisierung“ (Verweltlichung) oder vielleicht auch eine Chance, „Heiliges“ neu zu definieren? Was macht gelungenen Urlaub aus? Möglichst weit weg zu kommen, vieles zu entdecken, seine physischen Grenzen in sportlicher oder kulinarischer Hinsicht auszutesten oder möglichst konsequent abzuschalten und den stressigen Alltag zu vergessen?
Manchmal stellen sich ja auch wohltuende Urlaubseffekte ein, mit denen wir so gar nicht gerechnet haben. Mit dem Heiligen ist es ähnlich, auch das lässt sich nicht kalkulieren. Und so kann unverhofft geschenkte, echte Erholung tatsächlich etwas sehr Heiliges sein. In diesem, wohl besten Sinn des Wortes wünsche ich Euch und Ihnen gesegnete Holidays!
Pastor Detlef Melsbach